Holland macht es vor: Das erfolgreiche Hybridmodell

Blog-Serie „Gesundheitsreform 2030“ – Folge 4/12
Veröffentlicht am 15. Dezember 2025


Das niederländische Erfolgsrezept

Die Niederlande gelten europaweit als Vorbild – ihre Gesundheitsversorgung kombiniert das Beste aus beiden Welten: einkommensunabhängige Pauschalen und einkommensabhängige Beiträge. Wer in Deutschland über Reform spricht, sollte das niederländische „Zorgstelsel“ kennen!

Zentrale Merkmale des niederländischen Gesundheitssystems

  • Basiskrankenversicherung (Pflicht!): Jeder muss sich bei einer von über 40 privaten Versicherungen versichern.
  • Beitragssystem:
    • Kopfpauschale: Jeder Erwachsene zahlt eine feste Prämie an seinen Versicherer (rund 110 € pro Monat, sozial abgefedert über staatliche Zuschüsse für Bedürftige)
    • Einkommensabhängige Abgabe: Der Arbeitgeber zahlt rund 7 % des Bruttoeinkommens bis zur Bemessungsgrenze an einen staatlichen Ausgleichsfonds
  • Solidaritätsausgleich: Die Versicherer erhalten Ausgleichszahlungen je nach Risiko- und Morbiditätsstruktur ihrer Versicherten, um Cherry-Picking zu verhindern.
  • Selbstbeteiligung: Jeder muss Erstattungen bis zu einer gesetzlichen Eigenbeteiligungsgrenze (ca. 385 € p.a.) selbst tragen.
  • Wahlfreiheit und Wettbewerb: Versicherte können jährlich wechseln – Leistungswettbewerb bleibt erhalten.

Die Vorteile des Hybridmodells

  • Finanzielle Stabilität durch Mischsystem: Demografische Verschiebungen werden besser abgefedert als bei rein lohnfinanzierten Systemen.
  • Hohe Versorgungsqualität: Kaum Wartelisten, schnelles Terminmanagement, freie Arztwahl.
  • Kostentransparenz: Jeder weiß exakt, welchen Beitrag er zahlt; verdeckte Lohnnebenkosten entfallen.
  • Staatszuschüsse fair: Bedürftige Haushalte werden gezielt unterstützt, ohne dass hohe Beiträge den Faktor Arbeit zu stark belasten.
  • Innovationsförderung: Digitale Gesundheitsanwendungen und Qualitätswettbewerb sind ausdrücklich erwünscht.

Herausforderungen und Kritik

  • Komplexes Risiko-Ausgleichssystem: Die genaue Abrechnung zwischen Versicherern und Staat ist aufwendig, aber nötig, um unfairen Wettbewerb zu verhindern.
  • Selbstbeteiligung als soziale Hürde: Wer nur knapp keinen Zuschuss bekommt, empfindet die Eigenbeteiligung als Belastung.
  • Politisch regelmäßig umstritten: Die Anpassung der Pauschalen und der jährliche Deckel der Selbstbeteiligung sorgen immer wieder für Debatten.

Was bedeutet das für Deutschlands Reform?

Das niederländische Modell zeigt: Ein Mischsystem kann sowohl stabil als auch gerecht finanziert sein. Wichtig für jede Übertragung sind starke Sozialausgleichsmechanismen, eine wettbewerbsfähige Infrastruktur und der Mut, alte Strukturen aufzubrechen. Das Land hat erfolgreich bewiesen, wie viel Dynamik durch kontrollierten Wettbewerb unter Aufsicht des Staats entstehen kann.

Fazit

Das Erfolgsmodell der Niederlande verbindet die Effizienz der Kopfpauschalen mit der Fairness einkommensabhängiger Beiträge. Für Deutschland könnte eine angepasste Variante – wie das diskutierte Hybridmodell mit Demografiefonds – echte Stabilität und Gerechtigkeit bringen.

Nächste Folge: „Frankreich und Dänemark: Steuerfinanzierung im Fokus“ (27. Dezember 2025)

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.